Wuhan, 28.12.2008 Egal wo man ist, es gibt überall kleine Garküchen mit 2 oder 4 Tischen. Sie sind immer alle besetzt, oder man steht draussen, isst von einem Pappteller mit Stäbchen. Auch gibt es die Staßenhändler, die mit einem Ofen auf einer Karre an der Ecke stehen und ihre heißen Waren verkaufen. Manche sehen aus wie Sellerieknollen. Wenn man Glück, hat kann man bei einigen Garküchen beobachten, wie die Nuden noch von Hand gefertigt werden. Das ist ein Drehen und Ziehen und in Schlaufen legen - und wieder ziehen und drehen und das mit einer Fingerfertigkeit, die mich in ihren Bann gezogen haben. Die Nudeln sind in fünf Minuten fertig und haben dann eine Stärke von 2-3 mm. Sie werden anschließend auf eine bestimmte Länge geschnitten und in die kochende Brühe aus Fleisch, Fisch oder vom Huhn geworfen. Alles ist möglich und man kann sie bedenkenlos essen, weil es einfach alles frisch zubereitet ist. Wir sind dann nach dem Frühstück mit Chunmei und Ihrer Nichte Kelly auf Entdeckungstour gegangen. Chunmei wollte mir viel zeigen. Kelly hat für uns den Dolmetscher gespielt und wir hatten viel Spass dabei. Chinatown in New York war mit dem echten China nicht zu vergleichen. Denn in Wuhan die sind die Apartmenthäuser mehr als 30-40 Stockwerke hoch, Die Bauweise ist schon sehr beindruckend. In Deutschland wäre diese Bauhöhe undenkbar. Die kleinen noch zur Mao´s Zeiten gebauten Plattenbauten sind nicht mehr zeitgemäß. Sie sind sehr hässlich, marode, verfallen und verwahrlost. Ich hatte das Gefühl, dass hier nie die Fenster geputzt werden, was in vielen Fällen auch unmöglich ist, denn sie sind alle vollgestellt und durch Gitter verrammelt. Von Bauplanung haben die hier nie etwas gehört. Hier kann jeder machen, was er will. Um auf das Fensterputzen zurück zukommen: Ich habe den Eindruck, dass die Häuser abgerissen werden, um sich das Fensterputzen zu ersparen. So wird nach der Methode gebaut: Hinter den verwahrlosten Häusern entstehen die Wohnhochhäuser und wenn die fertig sind, wird vorne alles abgerissen, um dann vielleicht in 20 Jahren wieder neue Hochhäuser davor zu bauen, weil die hinteren Hochhäuser wieder alt und marode geworden sind. Ein Kreislauf ohne Ende. Es war schon interesant, das alles zu sehen. Eine ganz andere Welt tat sich auf, die ich so noch nicht gesehen hatte. Ich habe zwar viele Länder bereist, Honduras, Mexico, Amerika, Griechenland, um nur einige zu nennen. Aber Asien, sprich China, kannte ich nicht. Von China hörte man nur immer von vielen Fahrrädern, aber nicht von diesen Massen von Autos, Hochhäusern und dem gut ausgebauten Staßennetz. Das alles ist entstanden in weniger als 30 Jahren. Es kam mir vor, als ob China das einzige Land ist, das über seinen eigenen Schatten gesprungen ist. Gewagte Architektur neben alten Parks und Vergnügungsstätten. Tradition und Moderne. Hektig auf den Straßen und Ruhe in den vielen Parks. Was mir besonders aufgefallen ist: es gibt sehr viele Bäume und gepflegte Parkanlagen. Das war unser erstes Ziel: ein schöner Park mit einem See und vielen kleinen Inseln. Pavillons nach alter Chinesischer Bauart und bunte Trettboote. Eine große Piknikwiese und viele Freizeiteinrichtungen. Nach dem Rundgang sind wir dann in ein großes Einkaufszentrum gegangen, was voller Menschen war. Damit verglichen sind unsere Einkaufscenter ein kleiner Supermarkt. OK, es war der 28.12.08 und Weihnachten, was auch in China gefeiert wird, lag gerade hinter uns. Der 31.12.08 vor uns. Und so wusste ich nicht genau, tauschen sie alle ihre Weihnachtsgeschenke, oder ist es hier immer so voller Menschen. Chunmei machte dann einen Vorschlag; sie wolle etwas für mich Singen. Es gab im Einkaufscentrum ein Karaokeladen. Ich hatte zugestimmt, denn so etwas kannte ich noch nicht. Wir in die 8. Etage gefahren. Am Eingang habe ich 50 RMB (5 Euro) bezahlt. Daraufhin wurden wir in eine Kabine geführt, wo ein Fernseher mit einem Menüpult und Mikrofonen stand. Chunmei hatte sich dann einen Song ausgesucht und die Show begann. Aus den Lautsprechern ertönte die Musik und auf dem Fernseher war dann der Text und die Interpretin zu sehen. Chunmei begann dann zu Singen, Kelly und Chunmei wechselten sich ab und so ging das eine ganze Stunde. Da es ein abgeschlossener Raum war, konnte ich mir vorstellen, dass bei jungen Leuten nicht immer nur gesungen wurde. Es war bestimmt auch ein Ort für ein kleines Schäfer-stündchen. Die Räume waren schalldicht. Wir waren dann noch in einem Coffee Shop und haben Eis gegessen und Kaffee getrunken. Abends im Hotel etwas gegessen und dann todmüde? ins Bett.
© bild und text u.völker |
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