Ein Visum für Deutschland

Visum Chunmei

Nun zurück zu Chumei, meiner Freundin aus Wuhan. Nach meinem Besuch im Januar habe ich Sie dann zu mir nach Hamburg eingeladen. Sie sollte Deutschland kennenlernen und erfahren ob sie hier leben könnte oder nicht. In Wuhan hatten wir nur im Hotel gewohnt und es fehlte uns der Alltag mit all seinen Pflichten. Den erfährt man nicht im Urlaub. Chunmei hatte noch keine Auslandserfahrung. Und so wäre eine Einladung nach Deutschland eine schöne Sache gewesen. Chunmei wurde Ende April 2009, 50. Jahre alt. Wir hatten bis dahin noch genügend Zeit, um ein Besucher-Visum nach Deutschland zu beantragen. Wie gesagt, ihr Pass war abgelaufen und ein neuer Pass dauert 4-6 Wochen.
So habe ich mich erst einmal im Internet schlau gemacht. Welche Unterlagen braucht man
und was muss ich tun, um ein Besucher-Visum nach Deutschland zu erhalten.
(Die Informationen zu diesem Zeitpunkt waren vom 18.06.07 „Visum für Besuchsreisen” Schengen-Visum).

Schnell wurde ich fündig auf der Intenet-Seite des Auswärtigen Amtes Da hieß es in kurzen Worten: „Wenn der Eingeladene nicht über genügend Geld verfügt, kann der Einlader die Reisekosten, die Aufenthaltskosten plus Krankenversicherung, für die Zeit
in Deutschland übernehmen. Er muss aber eine Verpflichtungserkärung abgeben, die über seine wirtschaftliche- und finanzielle Lage Auskunft gibt”. Damit war das Kapitel für mich abgeschlossen. Ich habe nicht weiter im Internet recherchiert. – Ich hatte keine Ahnung, was danach noch für ein Rattenschwanz an Schwierigkeiten auf mich zu kam.

Chunmei hatte sich an eine Visaagentur gewandt, um ein Besucher-Visum zu bekommen. Alle erforderlichen Unterlagen hatte ich ihr per Kurier für die Agentur zugeschickt. Als da wären: Passkopie, Einladung, Krankenversicherung für die Aufenthaltsdauer in Deutschland, als auch eine Verpflichtungserklärung (25,-- €). Ich wollte sie zum 50. Geburtstag nach Deutschland einladen. Sie musste nach Peking fliegen, um persönlich in der Deutschen Botschaft das Besucher-Visum zu unterschreiben. So hatte ich ihr Geld geschickt, damit sie den Flug bezahlen kann.
Leider haben die meisten Deutschen den Eindruck, dass es chinesische Behörden sind, die ihre Bürger nicht ausreisen lassen. Das ist aber nicht der Fall. Die Chinesen dürfen ausreisen. Es sind die deutschen Botschaften, oder anders ausgedrückt, es ist Deutschland, die sie nicht einreisen lassen.

Und wenn man auf die Internetseite vom Auswärtigen-Amt geht, steht da ganz deutlich „Willkommen in Deutschland”.
Bei meiner ersten Suche fand ich Visa Bestimmungen, (Gültig seit dem 18. Juni 2007) und die bestand aus 9 Punkten, die für das Visum erforderlich waren. Bei den neuen Bestimmungen vom 02.06.09, haben sich die Punkte für ein Besucher-Visum auf sage
und schreibe auf 12 Punkte erhöht.

Gast und Gastgeber müssen über persönliche und sensible Daten Auskunft geben.
Der Gast muss Angaben zum Beruf, zu Kontoständen, zur Wohnungssituation, zu seiner wirtschaftlichen und sozialen Verwurzelung beantworten, von der Bank bestätigte Kontoauszüge, Gehaltsnachweise und-oder Sparbücher vorlegen (der letzten 3 bis 6 Monate aus denen regelmäßige Einkünfte erkennbar sind). Und... und dann alles beglaubigen lassen, in deutsch oder englisch. Ausserdem wird erfragt, ob man über Deutschkenntnise verfügt. Die deutschen Behörden haben Angst vor Familienzusammen- führungen. Armes Deutschland kann ich da nur sagen. Hier hat man offenbar viele schlechte Erfahrungen mit den sogenannten Scheinehen gemacht. Aber jetzt dürfen alle Eu-Bürger nach Deutschland kommen ohne Visum und besondere Sprachkenntnisse.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass es eine preiswerte Art ist, an Daten zu kommen die über das Verhalten von Chinesen Auskunft geben. Und wenn sie nicht ins Raster passen dürfen sie nicht einreisen.

Wir als Deutsche gehen ins chinesische Konsulat/Botschaft füllen das Visum-Formular
aus, kleben ein Passfoto auf, machen Angaben zur Person, wird gefragt, ob man vorbestaft sei und wie lange man bleiben will. Und schon bekommt man das Visum,
wenn man es eilig hat, erhält man das Visum in 3 Stunden mit einem Eilzuschlag.

Das Auswärtige Amt hat es geschafft, eine neue Gestaltung vom Besucher-Visum in chinesisch/deutsch/englisch zu erstellen. Aber ein neues Antragsformular für ein Nationales-Visum ist unverändert in deutsch/englisch/ französisch und italienisch abgefasst. Das sind alles Sprachen, die so gut wie kein Chinese spricht. Damit ist er gezwungen, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen, um das Formular ausfüllen zu können. Ein neues Nationales-Visum-Formular gibt es in deutsch/russisch, aber nicht auf deutsch/chinesisch/englisch. Das ist etwas peinlich, bei einem so wichtigen Handelspartner.

Visum NeuNationales Visum

© bild und text u.völker
       
 
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